Das Zauberwort Merino
Menschen an der Elbe kennen das Phänomen: Ab und an ist das Ufer voller Schaulustiger mit Kamera und Fernglas im Anschlag. Warum?
Die Medien haben wieder einmal berichtet, das größte Schiff der Welt laufe ein! Und rein rechnerisch ist das völlig korrekt. Der Container-Riese ist tatsächlich einige wenige Meter breiter oder länger als die anderen Schiffe, die täglich ein- und auslaufen.
Zu sehen ist es mit bloßem Auge zwar nicht, aber das Wissen um die Superlative hilft beim Staunen, irgendwie sieht dieser Frachter ja auch wirklich gigantisch aus!
So ähnlich ist es inzwischen mit dem Zauberwort Merino: Für den Endkunden im Bekleidungsgeschäft bedeutet das Wort Merino auf dem Etikett in erster Linie: „Oh, so schön weich, kratzt gar nicht“.
Die genaue Zusammensetzung wird nebensächlich, sobald Merino drauf steht.
Unter Sportlern ist Merinounterwäsche beliebt, denn sie lässt sich direkt auf der Haut tragen ohne zu kitzeln. Das Wort allein verlockt zum Kauf, denn jeder verbindet damit inzwischen Qualität. Und meist hält das Stück ja auch, was es klangvoll verspricht.
Gut zu wissen: Der Begriff Merino ist nicht geschützt und wird unterschiedlich verwendet.
Merino ist auch eine Schafrasse, und mit diesem Namen laufen mittlerweile recht viele wollige Huftiere überall auf dem Globus herum. Nicht alle von ihnen produzieren jeodch die gleiche Menge an besonders feiner Wolle. Wenn diese in den Handel geht, ist der Name weniger entscheidend – dann zählen die Fakten.
An den Wollbörsen der Welt, an denen der Rohstoff Wolle gehandelt wird, bevor er von dort zur Verarbeitung in die Kämmerei geht und schließlich in Spinnereien zu feinen Garnen verarbeitet wird, geht es nicht um 'weich' oder 'kratzig'.
Jede Rohstoff-Partei ist genau klassifiziert. Faktoren wie Farbe, durchschnittliche Faserlänge und Faserstärke sowie die Gleichmäßigkeit der Fasern sind messbar und werden exakt dokumentiert.
Im professionellen Woll-Handel trägt ausschließlich jene Wolle die Bezeichnung Merino, die eine durchschnittliche Faserstärke von weniger als 24 Mikrometern hat, alles andere wäre unseriös.
Zu behaupten, RYMHART hätte das ‚merinoste‘ T-Shirt der Welt, wäre wohl vermessen. Sicher ist aber, dass es wirklich 100 % extrafeine Merinowolle enthält, ohne Polymer-Ausrüstung und ohne Garngemisch.
Bild: Sam Carter, Unsplash