Was bedeutet Kreislaufwirtschaft?
Bisher war Kreislaufwirtschaft für uns bei RYMHART eines dieser Marketingwörter, die gerade in aller Munde sind.
Die Interview-Anfrage einer Studentin lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das Thema. Ihr Anliegen war es, herauszufinden was die Textilbranche eigentlich daran hindert, Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft umzusetzen.
Das Modell der Kreislaufwirtschaft will eine Alternative zur klassischen linearen Produktionsweise Ressource -> Produkt -> Abfall sein.
Dabei gilt es, den Weg der Ressourcen zu verlangsamen, zu verengen oder zu schließen - so die wirtschaftswissenschaftliche Formulierung.
Die Wortwahl erinnert an einen Fluss, der mit hoher Geschwindigkeit strömt und legt nahe, dass zurzeit viel zu viele Rohstoffe und Energie einfach 'durchrauschen' - und genauso ist es.
- Die Textilbranche ist einer der größten Übeltäter auf globalem Niveau.
- Der lineare Ressourcen-Fluss ist in den letzten 20 Jahren zu einem reißenden Strom geworden.
- Die Erzeugung textiler Rohstoffe, beispielsweise Baumwolle, richtet enorme Umweltschäden durch Austrocknung ganzer Landstriche an. Die Aufbereitung belastet Gewässer mit Chemie und das Produkt hat eine immer kürzere Lebensdauer, bevor es zu Abfall wird, der zu großen Teilen nicht recycelt sondern zerstört wird.
- Das Absurde daran: Dem Raubbau auf der einen Seite der Erde steht gigantisches Wirtschaftswachstum auf der anderen gegenüber.
- Die Entkopplung von Wachstum und Ressourcen ist deshalb auch ein Anliegen alternativer Wirtschaftsmodelle.
Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling
Produkte, Energie und Materialien maximal zu nutzen, zu regenerieren und wieder zu verwerten und dabei logischerweise möglichst wenig Abfall und Abgase zu erzeugen, scheint ein sinnvoller Ansatz, der auch nicht neu ist.
Allerdings hat das stetige Anwachsen der Abfallmengen das Thema stärker ins allgemeine Bewusstsein gerückt und führt auch dazu, dass sich die Gesetzgebung in die richtige Richtung ändert.
Ein Kreislaufwirtschaftsgesetz gibt es unter diesem Namen immerhin seit 1996 in Deutschland - es hat uns den traurigen Titel der besten Mülltrenner und Recycling-Weltmeister eingebracht.
Dabei wird gern verdrängt, dass Recycling ebenso Energie und Wasser verbraucht wie die Herstellung der Produkte und keine Rechtfertigung für Überkonsum und für eine Wegwerfmentalität sein darf.
Der Kreis beginnt bei der Produktentwicklung
Deshalb betrachtet das Modell der Kreislaufwirtschaft auch die ganze Wertschöpfungskette, die ja bereits beim Produktdesign beginnt.
Und – wenig überraschend - passt RYMHART mit dem Bewahren statt Ersetzen-Prinzip bereits ganz gut in dieses Wirtschaftsmodell.
- Nicht nur unsere Produkte sind von vornherein auf Langlebigkeit und Erhalt ausgelegt, werden von uns repariert, in Zahlung genommen, wieder aufgearbeitet und als Secondhand-Ware verkauft. Auch haben wir mit Wolle den wahrscheinlich nachhaltigsten textilen Rohstoff überhaupt gewählt. Wolle kann in reiner Form ein langes Recycling-Leben als Reisswolle haben, die im ersten Schritt neu versponnen und im zweiten Schritt für Dämmstoffe und Filzproduktion genutzt werden kann und schließlich kompostierbar ist.
- Zudem haben wir unsere Produktion so eingestellt, dass möglichst kein Verschnitt produziert wird, verwenden Garnreste und Fehlproduktionen für kleine Editionen und nutzen ausschließlich plastikfreie Verpackung für unseren Versand.
- Unsere teils 30 Jahre alten Maschinen nutzen wir weiter, anstatt sie regelmäßig zu ersetzen - dass sie mehr Energie verbrauchen als neue, ist ein Wermutstropfen, der für uns aber aufgewogen wird: Die bessere Qualität der verbauten mechanischen Komponenten, insbesondere der schwereren Nadelbetten, ermöglicht eine hohe Maschenqualität.
Für das fünffädige Perlfanggestrick der schweren Troyer und Jacken ist das ein Vorteil.
- Ein Punkt, an dem wir noch nicht die volle Kontrolle haben, ist die Lieferkette unseres Rohstoffs Wolle.
Wir müssen hier vorerst auf die Aussagen unserer Garnhändler vertrauen, in dem Wissen, dass die Rohwolle an den Börsen vornehmlich nach Beschaffenheit ihrer Faser gehandelt wird, während die genaue Herkunft unerheblich ist.
Jedoch beobachten wir auch hier einen Wandel zum Positiven, so ist immerhin mulesingfreie Wolle inzwischen eine feste Handelskategorie.
Butter bei die Fische: Das Prinzip der Wiederverwertung ist gut, Recycling aber nicht die pauschale Lösung für globale Umweltfragen. Unermüdlich Wegwerfprodukte zu nutzen um den Produktionsabfall dann nach China zu exportieren, erschien uns in Deutschland bis vor zwei Jahren als saubere Sache – Chinas Importstopp für europäischen Plastikmüll sollten wir als Weckruf sehen. Weder die Umweltschäden der Produktion noch die der Entsorgung können wir langfristig auslagern.
Stattdessen lohnt es, bereits bei der Auswahl unserer Konsumgüter Lebensdauer, Reparierbarkeit und Verwertbarkeit zu bedenken – und vielleicht sogar einen höheren Anschaffungspreis in Kauf zu nehmen, der sich meist schneller amortisiert, als das defekte Produkt zwei Mal zu ersetzen.
Unsere Empfehung zum Weiterlesen: Die Themenseite Kreislaufwirtschaft auf der NABU-Homepage bietet einen guten Einstieg in das Themengebiet. Gleiches gilt für die Themenseite Ressourcen und Recycling der Deutschen Umwelthilfe
Bild: Nick Fewings / Unsplash