Rymhart fakten 11 # Geschichtsstunde
Wusste ihr, dass die Strickerei Siegel, in der Rymhart entsteht, schon vor über 70 Jahren gegründet wurde?
Alles begann zu einer Zeit, Als Start-ups in Garagen noch lange nicht hip waren und Improvisationstalent und Mut für junge Gründer wichtiger waren als ein Businessplan.
Karl Siegel war sogar so jung, dass er seine kleine Firma 1948 noch auf den Namen seines Stiefvaters im Handelregister eintragen lassen musste. Er wollte damit einfach nicht auf seinen 21. Geburtstag warten! Schließlich war es ihm gearde gelungen, eine Baracke anzumieten, einen Webstuhl und zwei Handstrickmaschinen aufzutreiben - nun fehlte nur noch Garn. Gar nicht so einfach zu bekommen, befanden sich doch die Spinnereien überwiegend in den Mittelgebirgen Deutschlands und damit außerhalb der britischen Besatzungszone.
Wilde Zeiten, aber kein Grund für Karl Siegel, nicht sofort mit der Produktion durchzustarten.
Zwei Mal zog die Strickerei in ihren Anfangsjahren um, weil sie sich unaufhörlich vergrößerte. Die heutigen Gebäude wurden Anfang der 1960er Jahre auf die grüne Wiese gebaut und Ende der 1990er Jahre haben hier 160 Menschen im Akkord gearbeitet.
Heute ist die Gegend am Stadtrand von Stade ein Gewerbegebiet, die Firma ist umzingelt von Discountern. Die Zufahrt zum Werksverkauf ist im Schilderwald der Werbetafeln mit Supersonderangeboten für Ortsunkundige leicht zu übersehen.
Aber sie ist noch da - trotz Globalisierung und textiler Überproduktion aus Asien. Noch immer ein Familienbetrieb, trotzt die Strickerei Karl Siegel unerschrocken dem fast-fashion-Markt wie das gallische Dorf von Asterix den Römern. Ihre "Waffen": erstklassiges Handwerk, haltbare Produkte und hingebungsvoller Service.
Ein Anachronismus? Vielleicht, aber offensichtlich auch ein wachsendes Bedürfnis in abermals wilden Zeiten.